Michael Jäger und Peter Germann über die Erfolgsfaktoren

EGG Peter Germann (44) und Michael Jäger (43) sind die Geschäftsführer von Dorner Electronic, dem europäischen Marktführer für Softwarelösungen für die Baustoffindustrie. Im Interview sprechen sie über Pionierleistungen, den Innovationsdruck und warum sie nun in Australien Fuß fassen.

VN: Der Bregenzerwald ist bekannt für den Baustoff Holz. Sie sagen: „Wir lieben Beton.“ Wie kommt es, dass Dorner ausgerechnet hier auf die Idee kam, Software für die Baustoffindustrie zu entwickeln?

JÄGER: In den Anfängen des Unternehmens hat man sich mit unterschiedlichen Automatisierungsaufgaben und Elektronik auseinandergesetzt. Beim Bau der Donaustaustufen ist man mit Automatisierungslösungen für Mischanlagen in Berührung gekommen. Über die Jahre kam dann die Spezialisierung.

VN: Sich im Jahr 1964 mit Elektronik zu beschäftigen, war sicher recht ungewöhnlich.

JÄGER: Die Gründer waren Pioniere. Man hat sich aus Amerika die ersten Mikrocontroller schicken lassen und getüftelt. Daraus ist unsere Erfolgsgeschichte entstanden.

GERMANN: 1973 haben wir den ersten Mikroprozessor in der Betonindustrie eingesetzt. Da waren wir weltweit die Ersten, die diese Technologie gehabt haben. Das Thema Innovation, das durch Elmar Dorner ins Unternehmen gebracht und konsequent weiterverfolgt wurde, zieht sich wie ein roter Faden durch. Bis zu unserem letzten Produkt, dem Dorner Batch. Diese Software für die Steuerung von Betonwerken ist ein geniales Produkt und ein eigener Standard weltweit.

VN: Wie unterscheidet sich diese Steuerung von anderen Produkten am Markt?

GERMANN: Der große Unterschied ist, dass sich unser Eigentümer Andreas Dorner 2010 entschieden hat, die Software komplett auf neue Beine zu stellen. Alle unsere Wettbewerber nehmen ihre Software und verbessern sie hier und dort. Wir waren das einzige Unternehmen der Branche, das auf der grünen Wiese eine Software gebaut hat. Zusammen mit der Erfahrung aus 50 Jahren konnten wir vieles besser machen. Zum Beispiel bei der Sprach- und Übersetzungsthematik. Dorner Batch gibt es in 18 Sprachen. Zudem ist die Standardisierung ein Vorteil. Die Software ist weltweit 500 Mal im Einsatz und immer noch updatefähig. Das hilft uns auch beim Service und Support sehr, und für unsere Kunden wird diese Investition damit nie alt.

VN: Verschärft das den Innovationsdruck?

JÄGER: Absolut, denn das heißt, man muss permanent dranbleiben. Wir sind Innovationsführer und wollen das halten und ausbauen. Deshalb haben wir auch ein Team, das permanent am Entwickeln ist.

VN: Ihre Produkte sind auf Baustellen weltweit im Einsatz. Ihr Unternehmen ist daher stark von der Baukonjunktur abhängig. In der Vergangenheit mussten Sie schon einmal Jobs abbauen. Wie geht man damit um?

GERMANN:  Wir haben uns 2013 intensiv mit dem Thema Strategie auseinandergesetzt und sind schlussendlich zum Entschluss gekommen, dass wir in dem, was wir tun, extrem gut sind. Wir sichern uns aktuell damit ab, dass wir vor fünf Jahren begonnen haben, eine intensive Internationalisierungsstrategie zu fahren, denn es ist nicht überall auf der Welt immer schlecht. Wir haben begonnen, Partnerschaften aufzubauen. Wir haben einen erfolgreichen Partner in Dubai, Saudi-Arabien und Katar, einen in Mexiko und sind aktuell an einem Partner in den USA. Besonders stolz sind wir darüber, dass wir seit April 2018 eine eigene Niederlassung in Australien haben.

VN: Warum Australien?

GERMANN: Wir haben viel Arbeit in die Marktforschung gesteckt. Der Vorteil ist, dass es dort keinen heimischen Steuerungsbauer gibt. Wir sind als Dorner Electronic europaweit die Nummer eins und weltweit die Nummer zwei. Die Nummer eins, ein amerikanisches Unternehmen, ist auch der Platzhirsch in Australien, glänzt dort aber nicht immer mit tollem Service und hat sehr hohe Preise. Das haben wir als große Chance gesehen, um mit unseren Stärken zu punkten.

VN: Inwieweit helfen Prestigeaufträge wie beim Panamakanal?

GERMANN: Das war ein wahnsinnig prestigeträchtiger Auftrag und hilft uns vor allem in Lateinamerika, denn im Kundengespräch geht es immer um Referenzen.
JÄGER: Wir haben mit LafargeHolcim den größten Zementhersteller der Welt als Kunden. Auch das ist, gepaart mit unserer Qualität und unserem Service, in der Branche eine wertvolle Referenz.

VN: Finden Sie genügend Mitarbeiter?

GERMANN: Leicht ist es nicht, aber wir versuchen, mit verschiedenen Vorteilen zu punkten. Wir haben ein attraktives  Traineeprogramm, bieten flexible Arbeitszeiten und haben flache Hierarchien.

JÄGER: Wir punkten mit unserer Unternehmenskultur, mit der Möglichkeit mitzugestalten, wir haben eine Du-Kultur und haben Angebote wie Väterkarenz oder Papamonat. Ich bin überzeugt, dass wir viele Dinge schon gut machen, nur weiß es noch nicht jeder.

VN: Eigentümer Andreas Dorner hat Ihnen die Führung des Unternehmens übergeben, ist aber weiterhin präsent. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

GERMANN: Andreas Dorner ist ein großzügiger Eigentümer, der sehr viel Vertrauen in uns hat. Es macht Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist visionär und hat die Gabe, weit in die Zukunft zu blicken. Darauf greifen wir sehr gerne zurück.
JÄGER: Wir haben einen kontinuierlichen Austausch. Was ihn auszeichnet, ist, dass er nicht ausschließlich auf die Zahlen schaut, sondern dazu animiert, eine Unternehmenskultur zu gestalten, Dinge auszuprobieren und mutig zu sein.

Interview Vorarlberger Nachrichten mit Andreas Scalet und Hanna Reiner